Beim Schlafwandeln (Fachbezeichnung: Somnambulismus) handelt es sich um eine Art Schlafstörung. Es ist ein Zustand veränderter Bewusstseinslage, in dem sich das Schlafen mit dem Wachsein abwechselt. Nachts, während einer Schlafwandlung, verlässt der Schlafwandler das Bett, was meistens während des ersten Drittels des Nachtschlafes passiert, und wandert umher. Dabei zeigt diese Person ein vermindertes Bewusstsein, seine Reaktionszeit und Geschicklichkeit ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem ein Schlafwandler aufgewacht ist, kann er sich meist an nichts erinnern. Schlafwandeln ist ein Phänomen der Tiefschlafphase und des normalen Schlafes (NREM Phasen 2 und 3), wobei es zu unbewussten Wachphasen kommt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich das Gehirn während des Schlafwandelns fast vollständig im Schlafzustand befindet, allerdings kann es die Einflüsse der Außenwelt wahrnehmen und verarbeiten. Schlafwandler können sogar komplexe Handlungen durchführen, während sie schlafwandeln. Es geht in der Regel um die sogenannten automatisierten Handlungen, also die Handlungen aus seinem Alltag, die solche Personen ohne viel nachdenken zu müssen, immer wieder ausführen können. Ein Beispiel dafür könnte das Wechseln der Kleidung oder das Öffnen und Schließen von Zimmertüren sein. Obwohl Somnambulismus erblich ist, handelt es sich dabei um keine echte Erbkrankheit. Es ist vielmehr eine genetische Prädisposition – man vermutet zwar, dass es sich um eine Erbkrankheit handelt, man weiß aber nicht genau, wie es zu der Neigung zum Schlafwandeln kommt und wie diese vererbt wird. Man spricht derzeit von 60 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass Kinder, deren Eltern schlafwandeln, künftig ebenfalls schlafwandeln werden.
Die Ursachen für Schlafwandeln
Eigentlich gibt es in der Tat keine einheitliche Erklärung für dieses Phänomen. Biorhythmische Aspekte können jedoch dabei eine wichtige Rolle spielen. Man weiß schon seit langer Zeit, dass Schlafwandler sich immer auf die stärkste Lichtquelle zu bewegen. Ein Schlafwandler scheint davon auf irgendeine Weise fasziniert zu sein, für sein Schlafwandeln ist also das Vorhandensein einer Lichtquelle entscheidend. Früher war es der Mond - die Betroffenen bewegten sich zielstrebig in seine Richtung, was man schon bestimmt auf manchen bildlichen Darstellungen gesehen hat. Sie kletterten auf Dächer, Mauern oder Berge, um dem 43 Mondschein näherzukommen. Heutzutage ist die Rolle des Mondes nicht mehr so groß, in einer gut beleuchteten Wohngegend ist er lediglich nur ein Helligkeitsfaktor unter vielen anderen Lichtquellen, die zum Teil heller leuchten, als er. Heute bewegt sich der Schlafwandler am häufigsten in Richtung anderer, stärkerer Lichtquellen, als der Mond, weil sie vor allem näher, intensiver und leichter zu erreichen sind. Sein Orientierungssinn kann ihm jedoch oft Streiche spielen und ist während des Schlafwandelns nicht optimal. Ein Schlafwandler kann sich zwar beim Schlafwandeln fortbewegen, seine Orientierung bleibt dabei allerdings vermindert.
Symptome des Schlafwandelns
Gegen die allgemeine Meinung besteht Schlafwandeln nicht nur aus ziellosem Herumwandern. Es ist vielmehr ein viel komplexer Vorgang, der sich in Details äußern kann. Man muss diese Symptome kennen, um eine richtige Diagnose rechtzeitig stellen zu können. Schlafwandler können erstaunlich komplizierte Abfolgen ausführen. Der Betroffene richtet sich dann im Bett auf und führt bestimmte motorische Bewegungen aus, z. B. Nesteln, Zupfen, Wischen, und zwar mit einer großen Beharrlichkeit. Danach können einige zum Teil zielgerichtete Handlungen, wie zum Beispiel das Verlassen des Bettes, das Umhergehen oder das Öffnen von Türen, folgen. Es kommt oft vor, dass eine solche Episode bereits endet, bevor es zum eigentlichen Stadium des Schlafwandelns gekommen ist. Zu den weiteren Symptomen des Schlafwandelns gehören:
1. Sie stolpern und stoßen sich oft
Was auf dem ersten Blick auffällt, sind die offenen Augen des Schlafwandlers und sein ausdrucksloses, starres Gesicht oder ein verstörter Gesichtsausdruck. Er hat keine gute Koordination, trotzdem kann er den im Wege stehenden Personen oder Gegenständen gekonnt ausweichen. Von der Vorsicht oder Sicherheit kann hier jedoch keine Rede sein, ganz im Gegenteil: Es kommt häufig zum Stolpern oder zum Gleichgewichtsverlust mit Anstoßen, die Verletzungsgefahr ist dabei groß.
2. Schlafwandler laufen in der Regel geradeaus
Du erkennst einen Schlafwandler daran, dass er sich hauptsächlich geradeaus bewegt. Sogar auch dann, wenn er nicht mehr laufen kann (Wand, Tisch oder ein anderes Hindernis). Davon kommen die bekannten Unfälle, wie Stürze von Balkon, aus dem Fenster, von Felsen oder Steg. Der Schlafwandler schaut stur nach vorne, dabei orientiert er sich kaum. Er registriert nicht wirklich, auf was er sich gerade hinbewegt.
3. Schlafwandler haben meist Hunger
Typisch für Schlafwandler ist ihr großes Hungergefühl - während ihres Wandelns essen sie fast alles auf, was sie in die Finger bekommen. Das kann zum Beispiel Schokoriegel mitsamt Verpackung, ungewaschenes Gemüse, rohe Salate, oder ähnliches sein.
4. Sie wollen das eigene Bett zurück
Unbewusst wollen alle Schlafwandler in ihr eigenes Bett zurück, am besten so schnell, wie möglich. Die meisten von ihnen kehren dann in ihr Bett zurück, ohne das Bewusstsein überhaupt wiedererlangt zu haben. Es kommt aber auch vor, dass sich einige an fremder Stelle niederlegen, um ihren Schlaf fortzusetzen.
Behandlung der Schlafwandler
Damit du dem Schlafwandler keinen Schrecken einjagst, wecke ihn nicht abrupt auf, sondern geleite ihn behutsam in sein Bett. Die Behandlung an sich ist ziemlich kompliziert. Der erste Schritt nachdem man das Schlafwandeln bei einem Familienangehörigen entdeckt hat, ist der Weg zum Neurologen. Der Arzt wird dann die notwendigen neurologischen oder psychotherapeutischen Maßnahmen ergreifen, um dem Patienten zu helfen. Beruhige auch seine Angehörige – beim Schlafwandeln handelt sich um kein ernstzunehmendes Leiden, im Jugend- oder im Erwachsenenalter verschwindet es meist von alleine. Für Betroffene gilt vor allem Ruhe zu bewahren, Stress oder Übermüdung zu vermeiden und bestimmte Entspannungstechniken zu lernen, wie z. B. das Autogene Training. Um mögliche Unfälle im Voraus zu vermeiden, solltest du mögliche Gefahrenquellen beseitigen. Das Abschließen von Balkon- und Haustüren sowie Fenstern ist in diesem Fall besonders sinnvoll.
Fazit
Mit dem Problem „Schlafwandeln“ werden vor allem jüngere Menschen konfrontiert. Die Betroffenen sollten dabei beachten, dass die sogenannte "schlafwandlerische Sicherheit" in der Tat ein risikoreicher Mythos ist. Schlafwandler bewegen sich meistens geradeaus, sogar wenn ihr Weg zu Ende ist, womit sie sich in Gefahr bringen können (Abstürze!). Von daher ist es von großer Bedeutung, den Betroffenen beim Schlafwandeln behutsam zu steuern, damit er wieder allein den Weg zu Bett findet. Die Behandlung ist kompliziert und gestaltet sich insbesondere im Erwachsenenalter nicht einfach.